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Feministischer Angriff auf Küchenladen

By chronik on 24. März 2016

Leipzig, 24. März 2016

In der Nacht vom 23. auf den 24. März haben wir das Küchengeschäft „Küchenfuchs“ in der Leipziger Innenstadt direkt am Martin-Luther-Ring besucht- und angegriffen. Wir hinterließen Farbe und kaputte Scheiben.

Warum ein Küchengeschäft?

Konkret ging es uns um eine ca. 1,50 m große Holzskulptur direkt in dem Geschäft. Abstrakter gesehen ging es jedoch ebenso um die Thematisierung radikal feministischer Kämpfe gegen das kapitalistisch patriarchale HERRschaftssystem als deren Teil wir uns ansehen.

Der internationale Frauen*kampftag ist schon eine Weile her- unser Widerstand gegen dieses System darf sich jedoch nicht auf ein einmaliges auf-die-Straße-gehen an diesem Tag beschränken- sondern muss alltäglich sein.

Also Besitzende des „Küchenfuchs“ Küchengeschäfts:
schmeißt die Holzpuppe raus, sonst tun wir es. Unsere Ideen sind Vielfältig.
Wie wäre es zum Beispiel damit, die Puppe vermummt auf die Fahrbahn zu stellen und sie mit einem Bengalo zu versehen? Sie würde ein wenig die städtische Infrastruktur lähmen und zugleich ein Symbol sein für den Widerstand gegen das Patriarchat. Unser Widerstand ist alltäglich.

Eine Holzskulptur…

Die enorme Sexualisierung dieser Gesellschaft ist geprägt durch klare Wert- und Normvorstellung. Halb nackte, stets perfekt geformte und makellose Frauenkörper finden wir auf etlichen Werbeplakaten in den Straßen, im Fernsehen- und eben auch auch in den Räumen besagten Küchengeschäfts. Ja,richtig gelesen.
Die ca. 1,50 m hohe Holzskulptur kniet in dem Laden, direkt hinter dem Schaufenster, mit Blickrichtung Straße in einer unterwürfigen und zugleich willigen Pose. Nackt, versteht sich von selbst. Als kleines  „Extra“ können Kund*innen Kleinigkeiten auf dem Hintern der Skulptur abstellen. Die Figur dient in diesem Zusammenhang als Werbung. Die Botschaft ist klar. Ich bin geil, komm rein, kauf eine Küche. Ist doch klar, oder?

Oder nicht? So richtig klar ist uns der Zusammenhang zwischen nackten knienden Frauen und Küchen dann doch nicht. Ein solches Bild kann nur dem Gedankenkonstrukt einer Gesellschaft entspringen, die zutiefst an den Bedürfnissen des „Mannes“ und dessen Vorstellungen (von zum Beispiel der perfekten Hausfrau*) orientiert ist. „Der“ Hausfrau* wird nicht der Status eines  eigenständigen Subjekts zugesprochen. Sie dient lediglich als Objekt zum angeblichen Äquivalent -des Subjekts Mann. Im Kapitalismus zeichnet sich dieser durch Verwertbarkeit, Produktivitätssteigerung und Rationalität aus, das Weibliche hingegen- und nein, das ist nicht längst veraltet, für das Natürliche, echte Gefühle und eben Irrationalität.

In der Erziehung der Kinder, die nicht nur historisch sondern eben auch noch ganz aktuell eine Frauen*aufgabe ist, zeigt sich dieses Verhältnis. Ebenso in der Fürsorge zum „Mann“, der nach einem stressigen Arbeitstag zu Hause auch mal „schwach“ sein darf oder dessen sexuelle Bedürfnisse befriedigt werden müssen.
Die sogenannte Carearbeit ist notwendig für das Funktionieren einer kapitalistischen Produktionsweise. Und es ist sogar notwendig, dass diese Arbeit schlecht bzw. nicht bezahlt wird. Soll heißen: wenn es niemanden gibt der Kinder erzieht, gibt’s es auch keine neuen (nach gesellschaftlicher Norm erzogenen) Arbeiter*innen. Wenn es niemanden gibt, der sich um den Mann zu Hause kümmert, wird dieser sich vielleicht früher dazu entscheiden müssen therapeutische Hilfe nach z.B. einem Burnout anzunehmen oder schlicht aufzuhören Lohnarbeiten zu gehen.

Zwar ist es Frauen* (zumindest mit deutschem Pass) in der BRD mittlerweile erlaubt zu arbeiten, zu wählen und für sich selbst zu sorgen- die Mechanismen des Patriarchats sind jedoch noch immer bei Weitem nicht verschwunden. Die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen als Offensichtlichkeit sollte eigentlich jede* und jeden mit der Nase in die Scheiße drücken.

… legitimiert Sachschaden!

Einer Gesellschaft die seit Jahrhunderten auf der Unterordnung des „Weiblichen“ aufbaut kann nicht einfach nur mit guten oder auch kritischen Worten begegnet werden. Gewalt war und ist „notwendig“ um der (Haus)frau* diesen / ihren Status zuzuweisen.
Als Antwort darauf, dass dieses Geschäft auch weiterhin versucht daraus Profit zu schlagen, steht der von uns verursachte Sachschaden.
Wer Symbole der Unterdrückung als verkaufsfördernd ansieht und nutzt um die immer noch männlich geprägte Brieftasche zu öffnen, darf sich nicht wundern, wenn Scheiben zu Bruch gehen.

Wir wehren uns.
Für alle, die von den gesellschaftlichen (Körper-)Normen gequält werden;
die aufgrund ihres (angenommenen) Geschlechts Leiden erdulden müssen.
Für Alle, die auf Grund ihres Geschlechts niedrigere Löhne erhalten; unter der Doppelbelastung aus Lohn- und Reproduktionsarbeit leiden.
Alle, die zum Sexobjekt erniedrigt werden und sexualisierter Gewalt in der Öffentlichkeit und im Privaten ausgesetzt sind.
Verbünden wir uns und reißen das Patriarchat nieder!

Wir begrüßen die Auseinandersetzung um militanten Feminismus. Beispielsweise in der im letzten Jahr zum internationalen Frauen*kampftag erschienenen Ausgabe der Interim zu eben jenen Thema. Auch der Aufruf sächsischer Feminist*innen zu kreativen Aktionen rund um den diesjährigen Frauen*kampftag hat uns erfreut und motiviert.

Wir wollen eine erkennbare Linie ziehen. Damit meinen wir nicht das Einteilen in „gut“ gegen „böse“, „wir“ gegen „euch“.
Sondern eine Linie die aufzeigen soll, von welchen Standpunkt aus wir agieren und was unsere politischen Anliegen sind.
Es geht uns um das Umwerfen der Verhältnisse.
Jener Verhältnisse, die das Patriarchat stärken und vom diesem profitieren.

Wir kämpfen aus der Position der Unterdrückung.

Deshalb wissen wir auch, das „unser“ Feminismus ebenso antirassistisch ist und sich nicht vereinnehmen lassen darf von politischen Diskursen die letztlich auf die Spaltung der globalen Unterdrückten im Interesse der Macht zielt.

Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!

P.S. Für den Schreiberling der LVZ: Werde deiner journalistischen Ethik doch mal gerecht und zitier etwas ausführlicher.

RZ
Rosa-lila Zerstörung

Quelle: Linksunten

 

 

Presse:
LVZ: Feministinnen-Aktion – Farbbeutel-Angriff auf Leipziger Küchenstudio

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