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Porsche eines rechtslibertären Ökonomen angezündet

By chronik on 21. März 2022

Königsstein im Taunus, 21. März 2022

In der Nacht auf den 21. März haben wir am Porsche Cayenne Turbo (HG–P–1370) von Thorsten Polleit im Ölmühlweg 33c in Königsstein am Taunus um 1.20 Uhr Feuer gelegt. Thorsten Polleit ist Chefökonom des Unternehmens Degussa Sonne/Mond Goldhandel GmbH des im November 2021 verstorbenen Milliardärs August von Finck junior. Zudem ist er der Präsident des Ludwig von Mises-Institut Deutschland, einem mit Degussa verwobenen Think Tank/Organisation. Thorsten Polleit wurde Ziel unseres Angriffs, da er ein wichtiger Akteur innerhalb eines rechtslibertären Spektrums ist, dessen ideologisches und finanzielles Potential trotz ihrer vermeintlichen Unscheinbarkeit nicht unterschätzt werden darf.

Angriff auf rechtslibertären Ökonomen

In der Nacht auf den 21. März haben wir am Porsche Cayenne Turbo (HG–P–1370) von Thorsten Polleit im Ölmühlweg 33c in Königsstein am Taunus um 1.15 Uhr Feuer gelegt. Der Angegriffene ist nicht als Nazischläger aufgefallen, er ist nicht Mitglied einer neonazistischen Partei, er ist uns nicht auf rechtsradikalen Aufmärschen begegnet. Und trotzdem ist er ein rechtsradikaler Akteur. Er ist eine jener Biedermänner, die den Grundstein legen für offene und strukturelle Gewalt, indem sie Kapital und Ideologie zur Verfügung stellen. Die sichtbare Gewalt üben dann andere aus.

Wer ist Thorsten Polleit?

Thorsten Polleit ist Chefökonom des Unternehmens Degussa Sonne/Mond Goldhandel GmbH des im November 2021 verstorbenen Milliardärs August von Finck junior. Zudem ist er der Präsident des Ludwig von Mises-Institut Deutschland, einem mit Degussa verwobenen Think Tank/Organisation. Thorsten Polleit wurde Ziel unseres Angriffs, da er ein wichtiger Akteur innerhalb eines rechtslibertären Spektrums ist, dessen ideologisches und finanzielles Potential trotz ihrer vermeintlichen Unscheinbarkeit nicht unterschätzt werden darf.

Degussa Sonne/Mond Goldhandel und die AfD

Das Unternehmen Degussa Sonne/Mond Goldhandel mit einem jährlichen Umsatz von 2-3 Milliarden Euro wurde 2010 von August von Finck junior, Sohn des Nationalsozialisten August von Finck senior, gegründet. Dieser kaufte für 2 Millionen Euro den Namen „Degussa“, eigentlich der Name eines Unternehmens welches in der NS-Zeit für den Handel von Zahngold von NS-Opfern, die Lieferung von Zyklon B an Auschwitz sowie Zwangsarbeit verantwortlich war. Ein kritisches Verhältnis von Degussa Goldhandel zur Historie des Namens ist in keiner Weise vorhanden. Degussa Sonne/Mond Goldhandel um August von Finck jr., der sich schon in der Vergangenheit als Großspender für reaktionäre und konservative Kräfte in der parlamentarischen Politik (CSU/FDP) hervortat, hat im Aufstieg der AfD eine wichtige Rolle gespielt. Die Partei handelte zu Beginn ihrer Entstehung mit Gold, welches ihr von der Degussa GmbH geliefert wurde. Zudem unterstützte von Finck indirekt über eine PR-Agentur Veranstaltungen der Partei. Und auch im Vorfeld flossen Millionen an das „Bürgerkonvent“ von Beatrix von Storch und den „Bund freier Bürger“ – also rechte und rechtskonservative Gruppen die schon vor der AfD gegründet wurden. Zu Degussa Goldhandel gehört ein Netzwerk aus verschiedenen Firmen und Unternehmen sowie Tochterunternehmen, die alle von Finck gehörten. Dazu gehören die H. Akston Verlags GmbH, CSC.AG, Amplifire GmbH und Venturara Concept GmbH.
Seit 2012 ist Thorsten Polleit nun Chefökonom von Degussa Sonne/Mond Goldhandel und gründete das zugehörige Ludwig-von-Mises-Institut. 2019 wurde Markus Krall Geschäftsführer der GmbH. Er ist zudem Vorsitzender der Atlas Initiative. Die Degussa Goldhandel GmbH hat in Frankfurt am Main ihre Firmenzentrale und ihr Goldmuseum „Goldkammer“ im Kettenhofweg. Weitere Standorte befinden sich in München (Hauptfirmensitz), Hannover, Hamburg, Augsburg, Berlin, Stuttgart, Pforzheim, Düsseldorf, Köln und Nürnberg. Und auch in Genf, Zürich, London und Madrid ist das Unternehmen mit Filialen vertreten. Zusammenfassend besteht also ein weites Geflecht von Goldhandelfilialen, Firmen und politischen Organisationen.

Politischer Arm der Degussa Goldhandel GmbH: Das Ludwig von Mises Institut und die Atlas Initiative

Das Ludwig von Mises Institut wurde 2012 von Thorsten Polleit, Werner Schätzler (ehemaliger Geschäftsführer von Degussa Goldhandel) und Stephan Ring (Vorsitz der Custodia AG – einem weiteren Unternehmen des Finck-Imperiums) gegründet. Ihre Anschrift hat es in der Firmenzentrale von Degussa Goldhandel in München (Promenadeplatz 12). Thorsten Polleit ist zum einen als Chefökonom von Degussa Goldhandel verantwortlich für die ökonomischen Einschätzungen des Unternehmens in Form des „Degussa Marktreports“. Zudem veröffentlicht er Podcasts und Videos. In diesen ruft er Kapitaleigentümer dazu auf in Gold zu investieren als Absicherung gegenüber einem schwankenden, unsicheren Finanzmarkt. Und es geht darum, staatlichen Einfluss in das Marktgeschehen möglichst stark einzuschränken oder ganz abzuschaffen. Zum anderen ist er als Leiter des Ludwig von Mises Institut der Ideologe eines rechtslibertären Think Tanks, bestehend aus fast auschließlich weißen männlichen Personen aus Publizistik und Wissenschaft. Dieses Institut dient der Veröffentlichung von Artikeln und organisiert Veranstaltungen. Es ist zudem mit dem Ludwig von Mises Institute in Auburn in den USA (einer ideologisch vergleichbaren Organisation) und weiteren weltweit verteilten Ludwig von Mises-Instituten vernetzt. Zentral in den Veröffentlichungen und Veranstaltungen ist eine krude Ablehnung und „Kritik“ des staatlich-wirtschaftlichen Systems. In staatlichen Interventionen und generell dem weltwirtschaftlichen Geschehen wird eine geplante Rückkehr des (Neo-)Sozialismus gesehen, es drohe Enteignung und die Unterdrückung des Rechts und der Freiheit auf Privateigentum. Thorsten Polleit spricht dabei von einer „globalen Kommandowirtschaft“ oder „Chinaisierung des Westens“. Dieser Sozialismus meint nicht wirkliche sozialistische oder kommunistische Bewegungen. Es geht um ein Zerrbild in dem jedes am Gemeinwohl orientierte Staatshandeln als Sozialismus im stalinistischen Sinne diskreditiert wird. Thorsten Polleit und Co. Beschreiben in ganz klassisch antisemitischer und ur-faschistischer Art und Weise, dass sich „der Sozialismus“ als „kranke“ Ideologie und Wirtschaftsweise überall verbreite und mit allen Mitteln gestoppt werden müsse.

Seit 2019 gibt es mit der Atlas Initiative einen weiteren Zusammenschluss aus diesem Spektrum welche Veranstaltungen und Veröffentlichungen organisiert. Ihre Zentrale befindet sich in Frankfurt am Main in der Bockenheimer Landstraße 101. Laut ihrer Internetpräsenz unterteilt sich die Initiative zudem in bundesweite „Sektionen“. Sie tritt auf den ersten Blick gemäßigter auf als das Ludwig von Mises Institut. Der Geschäftsführer von Degussa Goldhandel und der Atlas Initiative, Markus Krall, vertritt jedoch einen ekelhaften Sozialchauvinismus: Er fordert eine „bürgerliche Revolution“ zur Durchsetzung wirtschaftsliberaler Freiheit auf Privateigentum entgegen staatlicher Einschränkung und damit zusammenhängend die Abschaffung des allgemeinen Wahlrechts. Alle Menschen, die Gelder vom Staat beziehen, sollten aus diesem ausgeschlossen werden. Gleichzeitig beschwört er einen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen „Crash“ herauf. Markus Krall ist gegen die Demokratie; er will eine Gesellschaft in der wenige Wohlhabende über eine „minderwertige“ Bevölkerung herrschen. Er veröffentlicht Bücher wie „Freiheit oder Untergang“, hält auf AfD-Veranstaltungen Vorträge und nimmt zusammen mit Thorsten Polleit Podcasts auf, in denen sie ihr menschenfeindliches Weltbild verbreiten. Thorsten Polleit und Markus Krall sind zudem Kolumnisten bei „eigentümlich frei“, einer sich personell und politisch mit der „Jungen Freiheit“ und „Sezession“ überschneidenden Zeitschrift. Durch all diese Organisationen undin deren Medien wird wiederum die Degussa Goldhandel GmbH beworben.

Die Ablehnung staatlichen Handelns und der Blick auf den Kapitalismus erfolgt bei Thorsten Polleit, bei Degussa Goldhandel und bei Stiftungen wie dem Ludwig von Mises Insitut und der Atlas Initiative, aus privilegierter und rechtsradikaler Perspektive. In alter Tradition werden überall verborgene Mächte und Strukturen konstruiert. Der Mythos des „Kulturmarxismus“ und letztendlich einer globalen Finanzelite wird gepflegt. Auf die Krisen des Kapitalismus wird mit Wörtern wie „Globalismus“ oder „Welteliteregierung“ reagiert. Eine neue Relevanz bekam dieses Spektrum so auch in den letzten zwei Jahren durch die rechten Corona-Proteste. Das Argument, in Krisenzeiten in Gold zu investieren, um das eigene Privateigentum abzusichern, wurde nicht nur von den Degussa-Geschäftsführern Krall und Polleit verbreitet. Auch Personen aus dem „Querdenken“-Spektrum wie Thorsten Schulte aka „Silberjunge“ oder dem Bundespräsidentenkandidat der AfD Max Otte (ehemals WerteUnion), also weiteren Personen die einen Crash des Systems prophezeien, verbreiten diese Erzählung. Auch hier wird von Finanzeliten, sozialistischen Umstrukturierungs- und Enteignungsplänen und ähnlichen Verschwörungsmythen geredet.

Durch den Tod August von Finck junior erscheint momentan noch unklar, wie sich das Unternehmen-Netzwerk (neu-)strukturiert. Fest steht aber, dass Leute wie Thorsten Polleit, Markus Krall etc. nicht einfach nur Publizisten oder Ökonomen sind, sondern antisemitische, klassistische und anti-demokratische Hetze verbreiten. Gleichzeitig verfügen diese Strukturen über viel Kapital, um reaktionäre bis faschistische Kräfte zu finanzieren. Gerade der Antisemitismus in seinen verschiedenen Formen und der Hass auf Linke und Antikommunismus bietet ein verbindendes Element für teilweise diverse Kräfte wie die AfD, Degussa Goldhandel & Co und rechte Bewegungen wie Pegida und „Querdenken“ sowie neonazistische Strukturen. Akteure wie Thorsten Polleit stellen eine Ideologie und Kapital zur Verfügung, die einen sehr gefährlichen Ausgangspunkt für rechte bis faschistische Bewegungen und Parteien sowie letztendlich für rechten Terror darstellen kann – so grotesk, selbstverliebt und unscheinbar ihre Aktivitäten auf dem ersten Blick vielleicht erscheinen mögen. Daher ist es notwendig solche Akteure aus der Deckung zu holen und mit allen notwendigen Mitteln zu bekämpfen. Antifa heißt Angriff!

Gegen jeden Antisemitismus. Nieder mit dem Faschismus!

P.S.: Die einzige richtige Alternative zu Kapitalismus und Staat ist und bleibt für uns die soziale Revolution von unten und nicht die Unterdrückung von Prekarisierten und Arbeiter*innen zur „Freiheit“ einer besitzenden Klasse und eines Haufen von autoritären, rechtslibertären, egoistischen Ökonom:innen.

Quelle: Indymedia

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