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Farbe und kaputte Scheiben bei Start-Up Factory

By chronik on 6. März 2020

Berlin, 6. März 2020

Seit heute Nacht klaffen wieder Löcher in den Scheiben der Start-Up Factory in Berlin Treptow und die Fassade hat einen neuen Teilanstrich. Auch ihre Secus – rund um die Uhr angestellt um die nicht so smarte Nachbarschaft und den Pöbel fernzuhalten – konnten dies nicht verhindern.

Die „Factory Berlin“ soll nach den Vorstellungen ihres Geldgebers und Geschäftsführers Udo Schloemer als „Business-Club“ fungieren, „dessen Aufgabe es ist, Akteure aus Konzernen und Unternehmen mit Start-Ups zusammenzubringen.“ Ob sich dieses Projekt in naher Zukunft finanziell für ihn lohnen wird bleibt ungewiss, aber offensichtlich ist Udo gern vorne mit dabei wenn überkoffeinierte Mittzwanziger irgendwas über „disruptive Blockchaintechnologie“ fabulieren.

Dass Orte wie die Factory, ein Google-Campus oder aktuell der geplante Amazon-Tower die Dynamiken der Stadtumstrukturierung beschleunigen und über kurz oder lang Leute verdrängen, wurde bereits oft beschrieben. Ebenso haben Gefährt*innen in zahlreichen klugen Texten dargelegt, wie derlei Unternehmen als Propheten einer Ideologie der Digitalisierung und Smartifizierung – sofern sie erfolgreich sind – zukünftig ein Leben in Freiheit, Autonomie und Selbstorganisierung (oder auch nur die Hoffnung darauf) verunmöglichen könnten.
Wir wollen daher hier nicht erneut darauf eingehen, sondern die Gelegenheit nutzen, einige Worte zu den anstehenden Räumungen in Berlin zu sagen.

Militante Praxis braucht Organisierung – Organisierung braucht militante Praxis

Die nun teils jahrelang andauernde Räumungsbedrohung für verschiedenste Projekte und Häuser in unserer Stadt hat sich als Grundlage erwiesen, wieder mehr Austausch und Zusammenkommen unterschiedlicher Spektren anzuregen. Besonders die letzten Monate waren von wachsenden Vernetzungsbemühungen geprägt. Ein Unterfangen, das wahrscheinlich oft anstrengend aber letztlich unerlässlich ist und auch bleiben wird. Sichtbarer Effekt sind eine Reihe von Kundgebungen, Veranstaltungen, Demonstrationen und Aktionen. Teils in Formen, die erst durch die Verknüpfung von vorher getrennt arbeitenden Spektren möglich wurden und ganz unterschiedliche Zielgruppen in den Blick nehmen.
Diese Entwicklung birgt einiges an Potential für die kommenden Kämpfe, wenn sie auch in diesem Sinne verstanden wird. Trotz einiger Aktionen (nein, wir meinen damit nicht nur Sachschaden), bleibt derzeit aber die militante Praxis zu diesem Themenfeld hinter den Möglichkeiten einer strukturell breit getragen Anti-Räumungs-Kapmagne zurück.
Dies könnte natürlich daran liegen, dass die schon in den letzten Jahren bestehenden militanten Zusammenhänge einzelnen bedrohten Projekten und ihrer Politik nichts abgewinnen können. Dann würde es aber verwundern, dass diese Kritik bisher nicht auch in Texten und Erklärungen kundgetan wird.
Unabhängig dessen wollen wir jedoch dafür plädieren, dass auch notwendige Kritik uns nicht daran hindert, eigene Ideen und Mittel in die aktuelle Gemengelage zu werfen. In einer Zeit in der aus den unterschiedlichsten Ecken dieser Stadt Leute zusammenfinden, diskutieren, planen und sich verschwören, wo neue und junge Menschen auf schon lange Dabeigewesene treffen, können wir es uns nicht leisten, einfach nur zuzusehen und keine eigenen Impulse zu setzen. Wenn wir es wollen können unsere Aktionen hier von einem breiteren Umfeld wahrgenommen und diskutiert werden, als dies vielleicht sonst zu erwarten wäre. Die Räumungsfrage wird zwangsläufig auf eine Konfrontation hinauslaufen. Es ist auch an uns zu entscheiden, ob aus dieser Konfrontation neue Bewegungslinke und Social-Media-Aktivist*innen hervorgehen oder wir einige neue Gefährt*innen auf dem Weg der direkten Aktion und offenen Feindschaft mit dem Bestehenden begrüßen können.

Doch auch Vernetzungsbemühungen, sei es nun ein Häuserplenum oder eine Stadtteilini, haben ohne militante Praxis einiges zu verlieren. All die Plena und Orga-Aufgaben drohen angesichts von Gerichtsurteilen und Politikgeschwafel in der Bedeutungslosigkeit zu enden, wenn eine Organisierung nicht auch militant unterstützt und bestenfalls abgesichert ist. Das ist erstmal keine Kritik an denen die die Vernetzungsarbeit tragen, aus eigener Erfahrung wissen wir, dass sich einige Leute derzeit wahrscheinlich sprichwörtlich den Arsch aufreißen um all die nötigen Dinge zu organisieren. Gleichzeitig werden wir aber kein Stück vorankommen wenn alle Arbeit an ein paar Wenige delegiert bleibt und der Rest sich damit begnügt, schlicht bei den so vorbereiteten Events teilzunehmen. Wir werden auch nicht vorankommen, wenn wie schon viel zu oft in vergleichbaren Situationen sich ein weiteres Mal die Tendenz durchsetzt, hoffnungsvoll und bittend an Stadtpolitiker*innen heranzutreten. Ob durchgesetzte Bebauungspläne für die Rummelsburger Bucht, leere Versprechungen an Potse und Drugstore oder Hintertür-Befriedungsversuche rund um die Liebig 34, all dies zeigt, dass wir uns nicht mit jenen einlassen sollten, die aus machtpolitischen und systemstabilisierenden Gründen letzten Endes die Interessen der Eigentümer*innen durchsetzen müssen und werden. Ganz egal wie idealistisch sie im persönlichen Gespräch daherkommen mögen.

Um im Falle einer durchgesetzten Räumung eben nicht nur ausgelaugt und frustriert dazustehen, müssen militante Aktionen eine Perspektive eröffnen, die es erlaubt, Erfahrungen der Selbstermächtigung zu sammeln und eine offensive Solidarität zu entwickeln. Eine Perspektive, die uns auch dann noch stärken kann, wenn das Haus oder der Jugendklub schon lange zerstört ist und nicht auf die Zugeständnisse anderer angewiesen ist.
So etwas wird nicht am Tag X aus dem Nichts enstehen und auch Eigentümer*innen, Senat und die Bullen könnten bereits jetzt ein bisschen mehr Stress vertragen, wenn sie sich aufmachen unsere Räume zu zerstören. Das Syndikat hat bereits einen Termin für den ersten Räumugsversuch am 17.04.
Wir wollen also uns und auch alle anderen ermutigen, ob erfahren oder nicht, wieder mehr in die Waagschale zu werfen und Berlin die Konfrontation zu bescheren, die es in den nächsten Monaten verdient.

Solidarität heißt Angriff!

Lesetipps (in dieser Reihenfolge) für alle, die sich nicht erwischen lassen wollen:

https://www.torproject.org

https://tails.boum.org

http://xrlvebokxn22g6x5gmq3cp7rsv3ar5zpirzyqlc4kshwpfnpl2zucdqd.onion/node/23028/ (Prisma PDF)

https://militanz.blackblogs.org (nicht ohne TOR öffnen!)

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

 

Fünf bis sechs Vermummte haben in der Nacht zu Freitag gegen 0.45 Uhr die Außenfassade eines Bürogebäudes an der Lohmühlenstraße in Alt-Treptow beschädigt. Sie sollen mit Kleinpflastersteinen und Farbbehältnissen die Fassade beworfen haben. Anschließend flüchtete die Gruppe unerkannt in Richtung Görlitzer Park. Es konnten beschädigte Fensterscheiben sowie diverse Farbanhaftungen am Gebäude festgestellt werden. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die weiteren Ermittlungen übernommen.

Quelle: Berliner Morgenpost

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