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30 S-Bahn-Fahrkartenautomaten mit Bauschaum beschädigt

By chronik on 24. Februar 2020

Berlin, 24. Februar 2020

Fahrschein bitte? Nix da! Heute haben wir in Berlin an mehreren Haltestellen der S-Bahn an der S25, S7, S3 und S8 die Fahrkartenautomaten ausser Betrieb gesetzt.

Wir ermöglichen damit den Menschen, die eigentlich ein Ticket lösen wollen etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte: kostenfreien Nahverkehr!

Für die meisten von uns ist es heut ganz normal, mobil zu sein. Mal eben mit der Bahn zu Freund*innen, die am anderen Ende der Stadt wohnen, zur Uni oder zur Arbeit fahren können, oder wo auch immer sie hin wollen. Der öffentliche Nahverkehr ermöglicht ein Stückchen Freiheit und Autonomie und bringt die ganze Stadt, ganze Regionen näher zusammen. Doch, wie sollte es auch sonst sein, gibt es im kapitalistischen System nichts umsonst und so sind es mal wieder die, die sowieso schon wenig haben, diejenigen, die am wenigsten von dieser Errungenschaft profitieren. In diesem Jahr sind die Fahrkartenpreise schon wieder gestiegen und so werden Menschen, die sich diese nicht leisten können oder wollen immer weiter abgehängt.

Viele fahren darum oft ohne Ticket, weil sie sich zwar keine Fahrkarte leisten können aber trotzdem nicht in ihrem Kiez eingesperrt sein wollen. Womit das nächste Problem entsteht: Bei einer Kontrolle kein Ticket vorweisen zu können ist in Deutschland eine Straftat (§265 Erschleichen von Leistungen) und da Menschen, denen ein Ticket zu teuer ist logischerweise auch keine Tagessätze bezahlen können, sind deutsche Gefängnisse voll mit Leuten, die eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen müssen, jährlich etwa 7.000 Menschen.

Doch obwohl viele Menschen diese soziale Ungerechtigkeit verstehen, hören wir oft Stimmen die meinen: „Ja, aber die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr müssen ja auch irgendwie bezahlt werden!“
Und so lange wir nicht in einem geldfreien System leben, ist dies wohl richtig.
Mehr als fragwürdig dabei ist jedoch, ob ausgerechnet das Bezahlen und Kontrollieren von Fahrkarten der richtige Weg ist. Neben den Einnahmen kommt ein Haufen an Ausgaben dazu, sei es Automaten, Ticketentwerter, das umfangreiche Kontrolleur*innensystem, Menschen die sich Gedanken zu Ticketsystemen und Preiserhöhungen machen, und zu guter Letzt eben auch die Kosten, die die Polizei und das Knastsystem generiert. Wieviel Gewinn erzielt wird, können wir nur mutmaßen… neue Bahnen, Reparaturen an den Gleisen oder den Zügen, die Gehälter der Lokführer*innen wird es sicherlich nicht decken. Und dann der Kommentar neulich der Manager*innen der Verkehrsbetriebe, dass ein kostengüngstiger Nahverkehr ja gar nicht umsetzbar sei, da dann das Netz überlastet würde. Müssen wir klarstellen, wie tief die kapitalistische Verknüpfung von Bedürfnissen mit Geld dem Gedanken zugrunde liegt? Fahrt doch Taxi, ihr Reichen die ihr den Nahverkehr für euch beansprucht, oder besser bleibt einfach im Villenviertel zuhause und geht uns nicht auf die Nerven!

Wir haben natürlich nichts gegen öffentlichen Nah- und Fernverkehr (obwohl das bestimmte Pressekonzerne morgenfrüh bestimmt titeln werden), ganz im Gegenteil! Gerade die Bahn ist das umwelt- und klimafreundlichste Verkehrsmittel überhaupt. Anstatt dass wir alle mit unserem eigenen Auto umfahren, egal ob mit Diesel, Benzin oder Elektro, brauchen wir auch auf dem Land auf Dauer eine bessere Zug- und Busanbindung, damit dort ebenfalls das Auto als Standardverkehrsmittel ersetzt werden kann.

Doch was können wir heute schon tun?

Auch ohne, dass das System sozial gerecht wird, helfen schon kleine Änderungen im Alltag, um das Ticketsystem ein wenig auzutricksen.
Ihr könnt zum Beispiel Menschen ohne Ticket helfen indem ihr, wenn ihr ein Ticket habt und kontrolliert werdet, lange in eurer Tasche danach kramt, sodass Menschen an der nächsten Haltestelle aussteigen können.
Außerdem gibt es einige Tickets auf denen Abends und am Wochenende Menschen mitgenommen werden können (da könnt ihr euch je nach Region bei den Verkehrsunternehmen im Netz informieren), wenn ihr selbst so ein Ticket habt könnt ihr gezielt auf Menschen zugehen, die gerade am Automaten eines lösen wollen und wenn ihr keins habt könnt ihr noch am Bahnsteig Menschen ansprechen, ob sie euch vielleicht mitnehmen.
Wenn ihr selbst kein Ticket habt, eine Strafe vermeiden und gleichzeitig mehr Menschen mit dem Thema konfrontieren wollt könnt ihr auch Aktionsschwarzfahren. Dabei zeigt ihr ganz offen mit einem Schild oder Aufkleber an euch, dass ihr kein Ticket habt und erschleicht somit die Leistung nicht mehr, da ihr ja nicht so tut als hättet ihr eines. (Genau das ist ja die Straftat..) Dazu habt ihr im Idealfall noch ein paar Flyer dabei, die ihr an die anderen Fahrgäste verteilen könnt.
In manchen Städten in Schweden und Frankreich gibt es übrigens Schwarzfahr-Versicherungen. So zahlen in Paris z.B. alle monatlich etwas ein und aus diesem Topf werden die Strafen bezahlt. In Berlin wird dieses System durch ein steigendes Strafmaß für Wiederholungstäter*innen unbrauchbar gemacht. Doch mit etwas Kreativität finden wir auch eine Lösung um dieses Unding zu umgehen.

Wir brauchen freien Nahverkehr für alle!

Außerdem sind wir natürlich solidarisch mit den Menschen, die sich gegen die Rüpelkontrolleur*innen zur Wehr gesetzt haben. Auch soll unsere Aktion eine Warnung an die sein, die meinen linke Freiräume in dieser Stadt durch Zwangsräumungen, Hausdurchsuchungen und andere Schikanen bedrohen zu müssen. Wer unsere Freiräume angreift, muss mit Sand im Getriebe der kapitalistischen Verwertungslogik rechnen. Wir erinnern uns noch gut an die militante Kampagne nach der Liebig 14 Räumung. Die Berechnung des Sachschadens überlassen wir gern den Menschen, die alles in Zahlen messen wollen, aber vielleicht bringt unsere Aktion ja die eine oder andere Bezugsgruppe auf Gedanken… Einfach ausgedrückt: Nehmt ihr uns die Liebig, Potse, Meute, Rigaer, Syndi oder sonst was ab, machen wir die City platt!

Wir s c h ä u m e n vor Wut!

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

 

In einer Mitteilung, die über ein linksextremistisches Internetportal verschickt wurde, behauptet eine Gruppe mit dem sperrigen Namen „Bürger*innenIni Freie Fahrt“, in der Nacht zu Montag Fahrkartenautomaten der S-Bahn auf mehreren Berliner Bahnhöfen beschädigt zu haben. Darüber hinaus ruft die ominöse Gruppierung dazu auf, weitere Automaten „außer Betrieb zu nehmen“.
S-Bahn Berlin: Fahrkartenautomaten wurden mit Bauschaum beschädigt

Laut der S-Bahn sind an acht Bahnhöfen, darunter Bornholmer Straße, Rummelsburg, Schönholz – rund 30 Fahrkartenautomaten beschädigt worden, „indem die Täter Bauschaum in die Ausgabefächer gesprüht haben“, teilte die S-Bahn mit. Die Gruppe will es mit der Aktion nach eigenen Angaben „allen Menschen möglich machen, die Züge kostenlos und ohne Ticket zu nutzen“. Die S-Bahn prüft derzeit den Wahrheitsgehalt des Bekennerschreibens.

Viele Menschen könnten nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben, weil sie sich kein Ticket leisten könnten, heißt es in dem Bekennerschreiben weiter. Durch das Zerstören der Automaten könnten Nutzer ohne Ticket in die Züge steigen und bei einer Kontrolle angeben, an einem der Bahnhöfe ohne funktionierenden Automaten eingestiegen zu sein. Dadurch sei eine Möglichkeit geschaffen worden, kostenlos Bahn zu fahren.

Hier irrt die Gruppierung allerdings. „Wir verurteilen die mutwillige Zerstörung unserer Fahrkartenautomaten. In erster Linie erschwert dieser Vandalismus Tausenden Kundinnen und Kunden den Weg ans Fahrtziel. Denn ein zerstörter Automat legitimiert die betroffenen Fahrgäste nicht, mit der S-Bahn gratis ans Ziel zu fahren“, sagte eine DB-Sprecherin der Morgenpost.

Fahrgäste können in diesem Fall nur eine Station fahren und müssten dann aussteigen, um sich am nächsten Bahnhof mit funktionstüchtigen Automaten ein Ticket zu kaufen und dieses zu entwerten. Tickets für die S-Bahn können Reisende auch per App kaufen. Alles andere fällt in den Bereich „Erschleichen von Leistungen“ und gilt als Schwarzfahren und damit als Straftat.

Zuletzt gab es in Berlin Bestrebungen, Schwarzfahren nur noch als Ordnungswidrigkeit zu ahnden. Das Land Berlin will sich mit Thüringen im Bundesrat dafür einsetzen. „Es ist schlicht unverhältnismäßig, wenn der Staat Menschen mit dem Strafgesetzbuch zu Leibe rückt, nur weil sie mehrfach ihr Busticket nicht gelöst haben. Eine Ordnungswidrigkeit wäre hier angemessen“, erklärte Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) im vergangenen September.

Quelle: Berliner Morgenpost

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