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Feuer in Vonovia-Büro gelegt

By chronik on 25. Januar 2020

Kiel, 25. Januar 2020

„Brandanschläge auf Vonovia Büro“ – mit diesen Worten ist eine „Pressemitteilung“ überschrieben, die unsere Redaktion um 3.58 Uhr am Samstagmorgen erreichte. Eine Gruppe mit dem Namen „F.S.K (Freiräume.Schaffen.Kiel)“ bekennt sich darin, am frühen Morgen des 25. Januars zwei Brandanschläge auf das Vonovia Büro Kiel-Wik verübt zu haben.

Auch ein mutmaßliches Foto des Feuers liefern die Unbekannten mit dem Schreiben, das das von Feuer erleuchtete Büro des oft kritisierten Immobilienkonzerns zeigt. Es befindet sich im Stadtteil Wik an der Ecke Holtenauer Straße/Prinz-Heinrich-Straße.

Brandanschlag in Kiel bestätigt sich erst am Nachmittag

Zunächst war unklar, ob es tatsächlich einen Brandanschlag in der Landeshauptstadt gab. Auf Nachfrage von shz.de berichteten sowohl die Berufsfeuerwehr Kiel als auch die Leitstelle der Polizei, dass es kein Einsatzgeschehen in dem Bereich gegeben habe. Allerdings werde eine Streife das genannte Büro prüfen.

Am Nachmittag bestätigte die Pressestelle der Polizei Kiel auf Nachfrage unserer Redaktion: „Es hat in der Nacht einen Vorfall gegeben. Er ist allerdings nicht aufgefallen, weil das Feuer von alleine wieder ausgegangen ist“, so Polizeisprecher Matthias Felsch.

Die Täter haben demnach die Scheibe eingeschlagen und mit Brandbeschleuniger das Feuer gelegt. Personen seien nicht zu Schaden gekommen. Das Haus sei nicht bewohnt und werde als Bürogebäude genutzt. Laut Felsch habe nur etwas Papier und Inventar gebrannt.

Brandanschlag als Zeichen gegen Wohnraumprobleme

Da niemand das Feuer meldete, gebe es bislang auch keine Zeugen. Bisher gebe es deshalb auch keine Kenntnisse, wann genau das Feuer brannte. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.

In dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, werden weitere Straftaten angekündigt: „Das wird nicht der letzte Anschlag auf den Ausbeuter Konzern Vonovia sein, wir werden weitermachen bis sich etwas ändert.“

Zu den Motiven äußern sich die Täter in ihrem Bekennerschreiben wiefolgt: „Die Aktivist*innen wollten mit der Aktion auf das Wohnraumproblem, in Zusammenhang mit Vonovia, aufmerksam machen.“ Der Konzern kaufe günstig Wohnraum auf, biete diesen für extrem niedrige Preise an und beute Mieter anschließend durch regelmäßige Mieterhöhungen aus, heißt es weiter. Auf wichtige Probleme wie Schimmel und Wassereinbrüche reagiere Vonovia hingegen nicht.

„Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen und können uns zu den laufenden Ermittlungen nicht weiter äußern“, sagte Panagiota-Johanna Alexiou dazu am Samstag gegenüber shz.de. „Die Situation ist für die Kollegen vor Ort belastend. Wir unterstützen sie dabei.“ Auf die im Schreiben formulierte Kritik an Vonovia angesprochen sagte Alexiou: „Wir Stehen für Dialog und stellen uns Kritik. Aber wir verurteilen Gewalt jeder Art.“

Hausbesetzung in Kiel vor einer Woche

Erst in der vergangenen Woche hatten Aktivisten in Kiel ein Vonovia-Haus sechs Tage lang besetzt. Die Villa in Friedrichsort stand leer. Auch in dem Fall gab es ein über die Plattform „indymedia“ verbreitetes Bekennerschreiben einer „Aktionsgruppe Andys“. Die Hausbesetzer hatten das Haus in dieser Zeit nach eigenen Angaben „bemalt, verschönert, möbliert und als Jugendzentrum und Wohnraum genutzt.“ Auch mit dieser Aktion solle auf das Wohnraumproblem in Kiel und Vonovias Geschäftspolitik aufmerksam gemacht werden.

Weiterlesen: Mieten in Deutschland: Tendenz fallend – im Norden jedoch nicht überall

Brisant: Bereits in diesem Schreiben werden weitere Straftaten angekündigt: „Dies war nur ein allererster Probelauf. Beim nächsten Mal bleiben wir länger.“ Gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Fällen? „Derzeit gibt es keine Hinweise auf einen Zusammenhang“, so Polizeisprecher Matthias Felsch. Die Gruppierung „F.S.K (Freiräume.Schaffen.Kiel)“ sei der Polizei bisher unbekannt. Die Ermittlungen dazu laufen.

Quelle: SHZ

 

Zu dem Anschlag in der Nacht zum Sonnabend hatte sich laut Polizei eine Gruppe mit dem Namen „Freiräume Schaffen Kiel“ bekannt. Auch in anderen Städten in Deutschland hatte es zuletzt Brandanschläge auf Autos von Vonovia-Mitarbeitern oder Vandalismus an Gebäuden gegeben. Die Täter hatten die Wohnungspolitik des Unternehmens kritisiert und ihm vorgeworfen, Wohnraum zu verknappen und überhöhte Mieten einzufordern.

Bei dem Anschlag in Kiel wurde laut Polizeisprecher Matthias Felsch eine Scheibe des Büros an der Ecke Holtenauer Straße/Prinz-Heinrich-Straße im Kieler Stadtteil Wik eingeschlagen und mit einem Brandbeschleuniger Feuer gelegt. Es ging von selbst wieder aus, verletzt wurde niemand. Der Staatsschutz ermittelt nun.

Quelle: NDR

 

 

Das ist der Ermittlungsstand

Polizei und Staatsanwaltschaft sind aber noch ratlos: Es gebe keinen konkreten Beschuldigten, so Oberstaatsanwalt Henning Hadeler. Seither seien keine weiteren Taten bekannt, so die Polizei.

So reagiert die Politik auf den Anschlag

Der Anschlag gegen Vonovia war bundesweit vernehmbar: Innenminister Horst Seehofer (CSU) verurteilte den Angriff im „Welt“-Interview. „Gewalt darf kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein“, sagte der FDP-Landtagsfraktionsvorsitzende Christopher Vogt. Schleswig-Holsteins Ex-Innenminister Andreas Breitner (SPD), Chef des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, traf sich mit Vono-via und Sicherheitsbehörden.

Vonovia in Kiel

Vonovia versucht der Kritik am Unternehmen auch mit Hinweisen auf Soziales zu begegnen: Man vermietet eigenen Angaben zufolge in der ganzen Stadt – aber vor allem in Mettenhof und Gaarden, so Bartels. Darunter seien 75 Prozent des geförderten Wohnraums Kiels, insgesamt 7500 Wohnungen unterhalb des Mietspiegels. Auch 500 altengerechte Wohnungen in Zusammenarbeit mit Awo und DRK habe Vonovia im Portfolio. Außerdem sei das Unternehmen einer der 15 größten Arbeitgeber in Kiel mit über 400 Mitarbeitern, so Bartels. Er verweist auf weitere soziale Aktivitäten in den Quartieren und Verschönerungen am Bau.

Anschlag in Kiel: Diese Konsequenzen zieht Vonovia

Der Brandanschlag auf einen Pavillon des Wohnungsunternehmens Vonovia in Kiel hat Spuren hinterlassen – vor allem bei den Mitarbeitern, so Regionalbereichsleiter Nils Bartels. Er bietet im Interview mit KN-online auch Kritikern das Gespräch an.

Herr Bartels, Vonovia steht bundesweit in der Kritik – können Sie das nachvollziehen?

Nils Bartels: Vonovia hat bundesweit einen Bestandsanteil von zwei Prozent aller Wohnungen. Den Markt können wir also gar nicht beeinflussen. Aber die negativen Geschichten treffen das Unternehmen. Für uns war dieser Anschlag hier in Kiel jedoch überhaupt nicht absehbar. Wenn Sie sehen, wie wir mit der Stadt zusammenarbeiten und auch nachhaltig bezahlbaren Wohnraum bereitstellen … da sahen wir uns plötzlich getroffen. Aber sicher: Die Diskussion um das Thema Wohnen ist in den vergangenen Jahren intensiver geworden. Auch in Kiel.

Gibt es denn einen Zusammenhang zwischen der politischen Diskussion und den Geschehnissen hier in Kiel?

In Kiel sind wir natürlich ein großer Vermieter, nach Vonovia kommt kein anderer in der Größe. Von uns als Marktführer wird erwartet, Vorbild zu sein. Aber auch preisgünstige Wohnungen müssen saniert werden, das kostet Geld. Das ist nicht zum Nachteil für Kiel, sondern auch eine Chance zur Gestaltung – wenn wir uns dabei sozial verhalten. Das tun wir, indem meine Kollegen und ich Ansprechpartner vor Ort sind und unsere Mieter bei den großen und kleinen Problemen im Alltag unterstützen. Bei uns bekommen alle eine Wohnung, auch die, die woanders keine finden. Beim Thema Nebenkostenabrechnungen wollen wir noch besser werden, das haben wir im Konzern erkannt. Wenn uns Fehler passieren, korrigieren wir diese. Das wollen wir auch nicht kleinreden.

Wie haben Sie von dem Vorfall erfahren?

Unser Notdienst ist an dem Sonnabendmorgen direkt nach dem Brandanschlag angerufen worden. Ich war auch vor Ort und habe mir das angesehen. Es war zunächst unklar, ob das Gebäude brennt. Der Sachschaden war zum Glück klein, aber es steht auch ein Hochhaus mit 30 Wohneinheiten neben dem Büro. Da mag man sich gar nicht mehr ausmalen. Kriminell, was da passiert ist. Uns hat das ziemlich geschockt. Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt. Das geht einfach viel zu weit.

Gab es zuvor Ähnliches?

Wir hatten immer mal wieder Schmierereien an Gebäuden, aber das war eher Vandalismus, weniger politischer Natur. In Gaarden ging mal eine Demonstration durch unser Quartier, dann gab es die Hausbesetzung in Friedrichsort und jetzt den Brandanschlag.

Wie haben Sie reagiert?

Wir haben alle Mitarbeiter vor Ort informiert und mit ihnen geredet. Wissen Sie, meine Kollegen sind die, die Reparaturen bei unseren Mietern machen und sich um Sauberkeit und Ordnung in den Häusern kümmern. Dann folgten viele externe Gespräche: Mit dem Verband, Innenministerium, Polizei. Da hatten wir eine breite Unterstützung, um unsere Mitarbeiter zu schützen und die Behörden zu unterstützen. Polizei und Kripo fahren unsere Büros verstärkt an. Dann gab es eine Präventionsschulung für die Mitarbeiter. Wir haben die Mitarbeiter auch eingebunden, die auch selbst Vorschläge gemacht haben.

Was gab es da für Folgen?

Zum Beispiel machen unsere Mitarbeiter die Sprechstunden nicht mehr alleine. Es gab auch früher schon mal Beschimpfungen von Mitarbeitern auf der Straße. Typbedingt gehen einige Handwerker damit vielleicht etwas rustikaler um. Die Mitarbeiter in der Verwaltung reagieren oft sensibler, die müssen aber manchmal auch eher negative Nachrichten überbringen.

Haben Mitarbeiter persönliche Konsequenzen gezogen?

Nein, bisher nicht. Aber auch wir sind jetzt natürlich noch sensibler geworden und reagieren noch schneller, wenn Mitarbeiter etwas melden. Es sind eben weitere Dinge angedroht worden. Das hinterlässt ein ungutes Gefühl.

Wollen Sie einen Dialog mit den Kritikern erreichen?

Grundsätzlich sprechen wir überall mit unseren Kritikern. Zum Beispiel beim ,Bündnis für bezahlbaren Wohnraum’ sind auch Partner dabei, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten, wie das Frauenhaus. Ich kann verstehen, dass hier Fragen auch in unsere Richtung kommen – und wir wollen einen ehrlichen Austausch. Wir müssen uns in Kiel nicht verstecken.

Haben Sie auch Zuspruch erhalten?

In verschiedenen Ortsbeiratssitzungen stellen wir uns regelmäßig vor. In der Woche nach dem Brandanschlag war ich in Friedrichsort, wo man sich deutlich davon distanziert hat. Das ist wohltuend. Auch der Oberbürgermeister hat das Gleiche beim Grünkohlessen in Gaarden noch einmal deutlich gemacht.

Machen Sie etwas anders?

Wir wissen, dass wir noch mehr kommunizieren müssen. Auch wir machen Fehler, die wir ausräumen wollen, und haben noch Arbeit vor uns. Im Endeffekt leisten wir für Kiel einen signifikanten Beitrag für bezahlbaren Wohnraum und lebenswerte Quartiere. Wir sind ein langfristiger und vernünftiger Partner – und wollen zum sachlichen Umgang mit dem Thema Wohnen beitragen.

Quelle: Kieler Nachrichten

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